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Roggen

Secale cereale

Regge, Rocko, Korn der Barbaren

Der Roggen ist eine einjährige Getreideart aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Ursprünglich stammt er aus dem Kaukasus, gelangte aber schon um 1000 v. Chr. als Wildgras nach Europa, wo er sich allmählich ausbreitete. Es gibt Sommer- und Winterroggen, aber überwiegend wird das Wintergetreide angebaut. An die Bodenbeschaffenheit stellt Roggen nur geringe Ansprüche und kommt auch mit leichten und sandigen Böden zurecht. Er ist frostresistent bis -25° C., verträgt aber keine Nässe und ist anfällig für Schneeschimmel. Die Körner werden im Herbst ausgesät und keimen bereits bei niedrigen Temperaturen von 1 bis 2 Grad. Solange der Boden nicht gefroren ist, kann sich die Pflanze weiterentwickeln. Roggen ist ein „Intensivwurzler“, denn neben den Tiefenwurzeln, die bis 1m in die Tiefe reichen, können die Wurzeln bei freistehenden Pflanzen eine Länge von 80 m erreichen. Roggen wächst in Büscheln. Neben dem Hauptspross können sich bis zu 20 Seitensprosse bilden. Die blau-grünen Halme, die durch vier oder fünf Knoten verstärkt werden, erreichen eine Höhe bis zu 2 m. An den Knoten umgreifen die Blätter den Halm. Am Ende jedes Halms bildet sich eine 5 bis 20 cm lange Ähre mit langen Grannen. Die Blüten werden durch den Wind bestäubt. Sie sind selbststeril, Nachbarbestäubung ist aber möglich. Blütezeit: Mai bis Juli Die länglichen, grau-grünen Körner sitzen in zwei Reihen. Sie sind von Spelzen umhüllt, aus denen sie bei Reife leicht herausfallen. Beim Reifen neigen sich die Ähren. Das Roggenstroh ist äußerst fest. Früher diente es als Material zum Decken von Hausdächern.

In feuchten Sommern kann Roggen vom Mutterkornpilz (Claviceps purpurea) befallen werden. Dann bildet sich in der Ähre anstatt des Korns ein länglicher kornähnlicher Pilzkörper.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Süßgräser Poaceae
- Anwendungsbereich: Nahrungsmittel
- Giftigkeit: ungiftig
- Lebensdauer: einjährig oder zweijährig

Verwendete Pflanzenteile

Körner, Stroh, ganze Pflanze

Inhaltsstoffe

Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Eiweiß (11,6%), Fett, Kalzium, Kalium, Vitamine (B1, B2, B3, B5) und E, Aminosäure Lysin Das Roggenkorn enthält etwas weniger Proteine als andere Getreidearten, aber mehr Ballaststoffe, Mineralien und vor allem B-Vitamine.

Heilwirkung

Roggen ist eine der beliebtesten Getreidearten Deutschlands. Die Körner werden überwiegend zu Mehl verarbeitet. Sie enthalten Schleimstoffe (Pentosane), die den Teig klebrig bleiben lassen, weshalb das Mehl nur unter Verwendung von Sauerteig backfähig ist. Das Sättigungsgefühl setzt bei Roggenbrot langsam ein, es hält aber länger an. Der hohe Ballaststoffanteil fördert die Verdauung und sorgt für einen ausgewogenen Cholesterin- und Blutzuckerspiegel.

In den Randschichten des Korns sind Lignane vorhanden, die zu den Pflanzenöstrogenen gehören. Sie werden erst im Darm in eine für den Menschen verfügbare Form umgewandelt. Wissenschaftlich untersucht werden Prävention und therapeutischer Nutzen von Lignanen bei Herz-Kreislauferkrankungen, Osteoporose und Tumorerkrankungen. Durch den Verzehr von Roggen soll das Wachstum von Brust-, Dickdarm- und Prostatatumoren gebremst werden.

Trockenextrakte aus Roggenpollen werden eingesetzt bei Harnentleerungsstörungen wegen gutartiger Prostatavergrößerung und bei chronischen nicht-bakteriellen Entzündungen. Sie beheben zwar nicht die Ursachen der Beschwerden, können diese aber lindern.

Nebenwirkungen

Roggenpollen gelten bei den heimischen Gräsern als die stärksten Auslöser für Allergien. Obwohl die Körner nur wenig Klebereiweiß Gluten enthalten, können Menschen mit einer ausgeprägten Empfindlichkeit gegenüber Gluten Roggen nicht vertragen.

Geschichtliches

Die Herkunft des Namens ist nicht geklärt. Eine Vermutung geht dahin, dass der Name vom englischen Verb „to rock“ = „hin- und herbewegen“ kommen könnte, ein Hinweis auf die im Wind wogenden Ähren. Wegen seiner Widerstandskraft konnte sich Roggen gegenüber anderen Gräsern durchsetzen und wurde zum Brotgetreide der Slaven, Kelten und Germanen.

Roggen-Vollkornbrot wurde vom Deutschen Brotinstitut zum Brot des Jahres 2020 gewählt, weil es als typische deutsche Brotsorte gilt. Es muss zu mindestens 90% aus Roggenmehl bestehen, das fein gemahlen oder geschrotet sein kann. Ölsaaten können zugegeben sein. Roggenvollkornbrot hat weniger Kalorien als die gleiche Menge Weißbrot. Zu den Roggenvollkornbroten zählen auch das Rheinische Schwarzbrot und Pumpernickel. Pumpernickel, bei dem die Roggenkörner quellen müssen, damit sie backfähig werden, benötigt eine Backzeit von mindestens 16 Stunden. Es wird mehr gedämpft als gebacken und ist außerordentlich lange haltbar.

Die Körner werden auch zur Herstellung von Wodka und Korn genutzt.

Roggen ist winterfest und kann zur Gründüngung genutzt werden. Er kann noch spät im Jahr ausgesät werden und deckt den Boden ab. Zudem liefert wertvolle organische Masse, die im Boden zu Humus umgearbeitet wird. Weil er als Gras nicht zu den Gemüsearten gehört, passt er in jede Fruchtfolge. Als nachwachsender Rohstoff wird Roggen für Bio-Ethanol, Biogas und als Dämmstoff genutzt. Roggen ist genügsamer ist als Weizen und kann auch auf trockenen Böden wachsen. Im Hinblick auf Klimaveränderungen sollte deshalb hierzulande wieder mehr Roggen angebaut werden.

Waldstaudenroggen ist eine zweijährige Roggenart und eine Pionierpflanze mit langer Anbautradition. Er wird auch Urroggen oder Johanniroggen genannt, weil die Körner um den 24. Juni (Johannistag) herum ausgesät werden. Die Pflanzen können mehrfach als Grünfutter abgemäht werden, ehe sich im zweiten Jahr die Ähren bilden. Da der Ertrag aber deutlich geringer ist als beim gewöhnlichen Roggen, ist der Anbau als Brotgetreide unbedeutend.

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