Stadtmarketing Lehrte Logo

Kleiner Odermennig

Agrimonia eupatoria

Gewöhnlicher Odermennig, Ackerkraut, Ackermennig, Kleiner Odermennig, Klettenkraut, Schafklette, Lebenskraut, Leberklee, Milzblüten, Kirchturm, Königskraut, Heil aller Welt

Der Odermennig ist eine mehrjährige Staude und gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Er kommt fast überall in Europa, im nördlichen Asien und in Teilen Nordamerikas vor und bevorzugt sonnige Standorte an Wegrändern, Zäunen und auf trockenen Wiesen. Dabei erreicht die Pflanze Wuchshöhen bis zu 100 cm.

Odermennig ist ein Dunkelkeimer. Aus einem tief verwurzelten kriechenden Wurzelstock treibt die Pflanze im Frühjahr meist einen aufrechten Stängel, der unverzweigt oder nur wenig verzweigt ist. Am Boden stehen die Blätter fast rosettenartig beieinander. Am Stängel sind sie wechselständig angeordnet und mit meist 5 bis 9 Fiederblättchen unpaarig gefiedert. Sie sind oben dunkelgrün, unterseits hellgrün. Die Größe der Blätter nimmt von unten nach oben ab. Sie sind leicht behaart und schmecken bitter. Die kleinen gelben Blüten mit intensivem Wohlgeruch sitzen in Ährenform am oberen Teil des Stängels. Sie blühen von unten nach oben auf und locken mit ihrem Pollenangebot Schwebfliegen und Bienen an. Auch Selbstbestäubung ist möglich.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Rosengewächse Rosaceae
- Anwendungsbereich: Durchfall
- Blütenfarbe: gelb
- Giftigkeit: ungiftig
- Lebensdauer: ausdauernd

Blütezeit

Juni bis August

Aus ihnen entwickeln sich Klettfrüchte, die mit kleinen Haken besetzt sind, am Fell von Tieren hängen bleiben und von ihnen verbreitet werden.

Verwendete Pflanzenteile

Das blühende Kraut ohne Wurzeln

Inhaltsstoffe

Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherisches Öl, Flavonoide

Heilwirkung

Die Inhaltsstoffe des Odermennigs wirken schleimhautschützend, wundheilend und schmerzlindernd. Wissenschaftlich anerkannt ist die Anwendung von Odermennig bei leichten Durchfallerkrankungen und bei Schleimhautentzündungen vor allem im Mund und Rachenraum, weil die Gerbstoffe die Schleimhäute stärken, so dass Bakterien schlechter ins Gewebe eindringen können. Odermennig wird gern in Teemischungen verwendet. Volksmedizinisch wird das Kraut als Tee auch Nieren- und Blasenentzündungen, bei Bettnässen und zur unterstützenden Senkung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes eingesetzt. Eine Fertigarznei aus der Pflanze gibt es nicht.

Nebenwirkungen

Odermennig kann die Aufnahme von Wirkstoffen aus Arzneimitteln behindern und sollte nicht mit anderen Medikamenten eingenommen werden. Bei Überdosierung kann es zu Magenbeschwerden kommen.

Geschichtliches

Der deutsche Name „Odermennig“ wird als Entstellung des Gattungsnamens „Agrimonia“ angesehen, der sich vom griechischen „agros“ = Feld und „mone“ = Wohnort ableitet und mit „Feldbewohner“ übersetzt werden könnte.

Der Artname „eupatoria“ geht auf König Mithridates VI. (120 -63 v. Chr.) zurück, der die Pontischen Kriege mit dem Römischen Reich führte. Unter seiner Herrschaft wurde das Königreich Pontos das größte Königreich Kleinasiens. Mithridates war heilkundig und einflussreich und führte den Beinamen „Eupator“ = „guter Vater“. Er hatte Kenntnisse von Botanik, Pharmakologie und Toxikologie und gilt als der Entdecker der leberschützenden Wirkung des Odermennigs. Seit seiner Jugend experimentierte er mit Giften und Gegengiften. Sein Vater war an einer Vergiftung verstorben, und auch Mithridates musste um sein Leben fürchten. Durch die kontrollierte Einnahme von Giften in einer nicht tödlichen Menge (Mithridatisation) versuchte er eine Toleranz gegen diese Gifte zu erreichen. Mit Hilfe seines Arztes stellte er eine Mixtur her, in der insgesamt 54 Pflanzen, aber auch Vipernfleisch und Opium verwendet wurde. Diese wurde „Mithridat“ genannt und gilt als eine der ältesten Arzneimittelzubereitungen. Als Universalheilmittel wurde sie auch zur Vorbeugung von Giftanschlägen genutzt. Später wurde die Rezeptur auf 60 bis 80 Inhaltsstoffe erweitert und nannte sich „Theriak“, der schließlich das Mithridat verdrängte.

Odermennig ist eine alte Heilpflanze, die bereits im Papyrus Ebers und im antiken Griechenland bei den heilkundigen Wissenschaftlern erwähnt wird. Sie war Pallas Athene, der Göttin der Weisheit und Hüterin des Wissens, geweiht. Dioskurides nutzte das Kraut als Wundmittel und bei Schlangenbissen und Geschwüren.

In seinem Lehrgedicht „Hortulus“ beschrieb Abt Walahfried Strabo den Odermennig als eine der ersten Pflanzen. Auch in anderen mittelalterlichen Kräuterbüchern wird die Pflanze lobend erwähnt. Im Mittelalter versuchte man, mit der Pflanze Leber- und Milzerkrankungen, Hundebisse, Ruhr, Wurmbefall und Hauterkrankungen zu heilen.

Heutzutage wird dem Odermennig nur eine geringe Bedeutung zugesprochen. Seine Anerkennung als Heilpflanze bekam die Pflanze vorwiegend wegen der langen traditionellen Nutzung. Odermennig gilt auch als Sängerkraut, weil es eine günstige Wirkung für die Stimmbänder zeigt.

In der TCM gilt Odermennig als beglückende und harmonisierende Pflanze, die bei Magen-Darm-Erkrankungen eingesetzt wird. Bachblüte Nr. 1, „Agrimony“ wird in der Traumatherapie angewandt.

Lehrte verbindet Logo

05132 505 1150 | Rathausplatz 1 | 31275 Lehrte

Stadtmarketing Lehrte e.V.