Hundszunge
Brandwurzel, Wolfszunge, Wundkraut
Die Hundszunge ist eine zwei- mitunter auch mehrjährige Pflanze aus der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Etwa 75 Arten der Gattung Cynoglossum wachsen überwiegend in den Tropen und Subtropen. Die Gewöhnliche Hundszunge kommt im gesamten europäischen Raum bis in Höhenlagen von 2000 m auf sonnigen, nährstoffreichen Lehm- oder Sandböden, auf Unkrautfluren, Schuttplätzen, Brachland und an Weg- und Waldrändern vor. Nach Nordamerika ist die Pflanze durch verunreinigtes Saatgut gekommen.
Aus einer ausdauernden, schwarzen, kräftigen Pfahlwurzel, die innen weiß und fleischig ist, bildet sich im ersten Jahr eine grundständige Rosette mit lanzettlichen Blättern, die an die Zungen von Hunden erinnern. Im zweiten Jahr wachsen 30 bis 80 cm lange, kantige und im oberen Teil verzweigte Stängel, die dicht beblättert und zottig-grau behaart sind. Die grau-grünen, filzig-behaarten Blätter stehen wechselständig am Stängel. Sie werden bis zu 20 cm lang und sind im unteren Teil der Pflanze gestielt, weiter oben stängelumfassend. Sie verströmen einen Geruch nach Mäuseurin.
Die zahlreichen fünfzähligen Blüten mit einer langen Kronröhre und abgerundeten Kronblättern stehen in einem verzweigten Blütenstand, der anfangs gedrungen und später eher locker ist. Die wollig behaarten Kelchblätter sind an der Basis verwachsen, die Kronblätter bilden eine trichterförmige Röhre. Die Blüten sind reich an Nektar, der aber nur für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge erreichbar ist, weil der Eingang zur Röhre durch wulstige Schlundschuppen versperrt ist. Zunächst sind die Kronblätter braunviolett gefärbt, nach der Bestäubung nehmen sie eine braunrote Farbe an. Durch diese Farbveränderung wird den Insekten angezeigt, dass die betreffende Blüte bereits bestäubt und die Ausbeute an Nektar eher gering ist. Spontane Selbstbestäubung der Blüte ist aber auch möglich. Die Pflanze ist in allen Teilen giftig.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
- Anwendungsbereich: schleimlösend
- Blütenfarbe: braunviolett
- Giftigkeit: giftig
- Lebensdauer: zweijährig
Blütezeit
Mai, Juni
Die Früchte reifen von August bis Oktober in offenen becherartigen Samenständen, den Klausen. Sie sind mit kleinen Widerhaken versehen und werden durch Tiere verbreitet.
Verwendete Pflanzenteile
Wurzeln, die im Herbst des zweiten Jahres gesammelt werden
Inhaltsstoffe
Höchster Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden bei Raublattgewächsen, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Allantoin, Harz, ätherisches Öl
Heilwirkung
Die Wurzeln enthalten das Alkaloid Cynoglossin. Sie wurden innerlich und äußerlich wegen ihrer reizlindernden und schmerzstillenden Wirkung als schleimlösendes Mittel bei Husten und Keuchhusten, als Wundheilmittel, bei Verbrennungen und Verstauchungen, bei Krampfanfällen, Rheuma und auch als Antineuralgikum genutzt. Die Alkaloide können bei Weidetieren Leberschäden verursachen. Bei kaltblütigen Tieren (z.B. Fröschen) wirkt das Cynoglossin bereits bei geringen Mengen lähmend auf die peripheren Nerven und zeigt eine ähnliche Wirkung wie das Pfeilgift Curare.
Nebenwirkung
Wegen der Giftigkeit der Pflanze ist vom Gebrauch abzuraten. Eine Vergiftungsgefahr besteht nur bei Tieren.
Geschichtliches
Gattungsname und Artname sind griechischer Herkunft: Kyon = Hund, glossa = Zunge.
Tiere sollen den Geruch der Pflanze nach Mäuseurin als äußerst unangenehm empfinden. Früher wurde das zerstampfte Kraut dazu genutzt, Ratten und Mäuse aus dem Stall zu vertreiben und Parasiten von Haustieren fernzuhalten. Wenn diese Maßnahme auf Schiffen praktiziert wurde, sollen die Ratten lieber den Tod im Wasser gewählt haben als den Geruch der Hundszunge zu ertragen.

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